Let’s Look at the Science (15) – METHAN GIBT GAS (TEIL 2)

mit Prof. Niko Froitzheim

Nach dem letzten Beitrag „Methan gibt Gas“ gab es einige Diskussion, ob die beschleunigte Steigerung der Methankonzentration nicht doch mit Rückkopplungen in der Arktis zu erklären ist, Stichwort Permafrost. Interessantes Problem!

Die Grafik zeigt einen Ausschnitt aus PULSE, einer interaktiven Karte, die die Methankonzentration der Luft weltweit zeigt, basierend auf Satellitenmessungen. Hohe Methankonzentrationen erscheinen rot, geringere gelb, dann grün; blau bedeutet sehr niedrige Gehalte. Über dem Meer und in Gebirgen funktioniert die Messung nicht, deshalb grau. Die Konzentration wird über einen Monat gemittelt, hier also den Monat, der dem 10. Oktober 2020 vorausging. Hohe Gehalte sehen wir z. B. in Libyen und Saudi-Arabien (Öl- und Gasproduktion) sowie Indien (Rinder, Reisanbau, Feuchtgebiete). Die Permafrostgebiete Sibirens sind unauffällig, obwohl sie 2020 von einer beispiellosen Hitzewelle betroffen waren. Offenbar wurde das meiste Methan zu CO2 oxidiert, bevor es aus dem auftauenden Boden entweichen konnte.

Aber in Grönland sind Methan-Hotspots am Eisrand aufgereiht wie Perlen auf einer Kette. Es handelt sich um Methan aus dem Untergrund des Eisschildes. Unter kilometerdickem Eis zersetzen Mikroben pflanzliches Material aus alten, voreiszeitlichen Böden zu Methan, das dann von riesigen Schmelzwasserflüssen unter dem schmelzenden Eis herausgespült wird – zu schnell, um oxidiert zu werden. Eine Studie* konnte zeigen, dass der Methantransport während Hitzeperioden in die Höhe schnellt. Dann funktioniert das Schmelzwassersystem wie eine Klospülung. In der Antarktis werden unter dem Eisschild noch wesentlich größere Methanreserven vermutet. Es ist zu befürchten, dass das immer schnellere Abschmelzen dieser Eisschilde nicht nur die Küstenstädte ertrinken lässt, sondern auch die Methankonzentration weiter in die Höhe treiben wird.

Quellen:
*https://pulse.ghgsat.com/
**Lamarche-Gagnon, G., et al. (2019): Greenland melt drives continuous export of methane from the ice-sheet bed. Nature. https://www.nature.com/articles/s41586-018-0800-0