Laut Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) zu „Klimawandel und Land“ vom August 2019 (1) verursacht das Ernährungssystem 25-30 % der globalen Treibhausgas-Emissionen. Das umfasst nicht nur die Produktion, sondern auch Lagerung, Verpackung, Transport und so weiter. Bei der Ernährung kann also viel eingespart werden, gerade auf der Nachfrageseite durch unser Verhalten als Verbraucher.
Weitere interessante Fakten aus Kapitel 5 des Berichts: Seit 1961 hat das Nahrungsmittelangebot pro Kopf der Weltbevölkerung um mehr als 30 % zugenommen. Muss also niemand mehr Hunger leiden? Doch: Etwa 821 Millionen Menschen sind unterernährt. Andererseits sind viel mehr Menschen, nämlich etwa 2 Milliarden Erwachsene, übergewichtig bis fettleibig. Die einen leiden Hunger, die anderen leiden unter ihrem Gewicht. Also: es muss nicht mehr produziert werden um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, sondern anders, und das produzierte muss besser verteilt werden.
Ein Schlüssel zur Einsparung von Emissionen ist der Verzicht auf tierische Produkte. Viele Studien (die im Kapitel 5 des Sonderberichts zitiert werden) haben immer wieder Rindfleisch und Lammfleisch als die klimaschädlichsten Nahrungsmittel identifiziert, unter anderem durch die Produktion von Methan (CH4) beim Wiederkäuen und den Flächenverbrauch für Weide und Futterproduktion. Wir erinnern uns: In Brasilien wird der Urwald gerodet und verbrannt, um Flächen für den Anbau von Soja zur Rindermast unter anderem in Deutschland zu gewinnen. Wer hier ein Billigsteak auf den Grill legt, ist bei den Brandrodungen in Brasilien dabei.
Vegi essen – Klima schonen
Würden wir alle Veganer, ergäbe sich bis 2050 eine Verringerung der jährlichen anthropogenen Treibhausgas-Emissionen um etwa 8 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent, verglichen mit einem „Weiter so“-Szenario. Würden wir Vegetarier, wäre das Einsparpotential immerhin knapp 6 Milliarden Tonnen pro Jahr (1). Zum Vergleich: 2017 beliefen sich die gesamten weltweiten, anthropogenen Treibhausgas-Emissionen auf etwa 50,9 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent (2). Diese Einsparmöglichkeiten ergeben sich einerseits aus der direkten Vermeidung von Emissionen, andererseits aus dem geringeren Flächenverbrauch, denn 80 % der weltweiten Agrarfläche dienen heute der Viehhaltung, entweder als Weidefläche oder als Anbaufläche für Futter (3) – Flächen, die zu einem bedeutenden Teil frei würden und zum Beispiel durch Wiederaufforstung CO2 speichern könnten.
Lebensmittelverlust und –verschwendung
Unter Lebensmittelverlust versteht man den Verlust von essbaren Lebensmitteln bei Produktion, Verarbeitung, Transport und Lagerung; Lebensmittelverschwendung ist das Wegwerfen durch den Verbraucher. Ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion wird durch Verlust und Verschwendung zu Nichte gemacht (1). Lebensmittel, die nie gegessen werden, sind damit für 8-10 % der gesamten menschgemachten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (!!!) und das Einsparpotential durch die Vermeidung von Verlust und Verschwendung wird auf 4,4 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent geschätzt (1). 2007 wurden in Europa und Nordamerika 20 % der produzierten Lebensmittel weggeworfen. Besonders gruselig ist der Gedanke an Tiere, die unter elenden Bedingungen gehalten und getötet werden und deren Fleisch dann weggeschmissen wird. Hier gibt es ein gewaltiges Einsparpotential für uns Verbraucher, das wir nicht nur aus Klima-, sondern auch aus ethischen Gründen ausschöpfen sollten.
Was heißt das für mich? Was soll ich essen? Wo und wie soll ich es kaufen? Die Antwort: vorwiegend pflanzlich, regional, unverpackt!
Besonders in Anbetracht der CO2-Emissionen beim Transport sollte man sich häufiger die Frage stellen, ob man nicht lieber auf regionale Produkte zurückgreift (die eventuell ein paar Cent teurer sind) als auf die importierte Ware aus der weiten Welt. Ein großer Teil an sogenannten Genussmitteln kommt nicht aus unseren Breiten und wird einmal um die Welt geschifft/geflogen, damit wir sie in rauen Mengen genießen können (Schokolade, Kaffee, diverse Teesorten, Gewürze, exotische Früchte, Tabak… Die Liste ist endlos…). Besonders hier kann man sich oft die Frage stellen: Brauche ich das jetzt wirklich? Ist es nur eine Gewohnheit oder eine Ablenkung? Besonders für Kaffee, Tee, Tabak und Schokolade gibt es kaum regionale Alternativen, dennoch kann man seinen Konsum sicherlich reduzieren und mit ein bisschen mehr Bewusstsein diese Fragen häufig mit einem einfachen „nein“ beantworten.
Regional betrifft besonders aber auch die Obst- und Gemüsesparte der Nahrungsmittel. Viele Produkte sind erst seit kurzer Zeit ein Trend und wir konsumieren sie auch nur, weil sie zum Trend-Nahrungsmittel geworden sind (Mango, Chia…). Regional heißt aber auch, dass regionale Kleinbauern unterstützt werden und nicht alle Gewinne nur an Massenproduzenten und die großen Marken gehen. Aber nicht nur „regional“ ist ein Stichwort, sondern auch die Verpackung. Plastik ist zu dem Haupt-Verpackungsmaterial geworden und eignet sich für frische Ware eigentlich gar nicht. Unter den Plastikhauben staut sich die Feuchtigkeit mit guten Bedingungen für Bakterien und Keime, es kommt zur Schimmelbildung/Fäulnis und das Obst und Gemüse wird schleunigst aussortiert und entsorgt. Das ist schade und wirklich unnötig. Durch das Kaufen von unverpacktem Obst und Gemüse wird eine Menge an Plastikmüll gespart und durch die höhere Nachfrage wird hoffentlich auf die lange Sicht weniger Obst und Gemüse in Plastik verpackt. Gut kombinieren kann man auch, wenn man regionale Wochenmärkte besucht. Die meisten Produkte kommen aus der Region (erster Vorteil) und sind demnach in der Regel unverpackt (zweiter Vorteil). Man kann sich Stoffbeutel, Körbe, Holzkisten oder Papiertüten mitnehmen und ganz einfach regional und verpackungsarm auf dem Wochenmarkt einkaufen. Aber auch bei anderen Lebensmitteln und ganz besonders bei Trockenware kann man auf die Verpackung achten oder sogar ganz verzichten.