Let’s Look at the Science (12) – GLETSCHERSEE-AUSBRÜCHE ALS FOLGE DER ERDERWÄRMUNG

mit Prof. Niko Froitzheim

Am letzten Sonntag (7.2.2021) hat eine Flutwelle an einem Fluss im Himalaya (Nordindien) wahrscheinlich bis zu 200 Todesopfer gefordert. Die Ursache ist noch nicht geklärt, aber man vermutet einen Gletschersee-Ausbruch. Fast gleichzeitig ist eine neue Studie* erschienen, die sich mit dem Risiko eines befürchteten Gletschersee-Ausbruchs und den Ursachen in den peruanischen Anden beschäftigt – genau, es geht um den Palcacocha-See, wegen dem der Bergführer und Kleinbauer Saúl Lliuya den Kohlekonzern RWE verklagt hat.

Die Graphik aus der neuen Studie zeigt ein Satellitenbild des Gebietes und einen Längsschnitt durch den Gletscher. Braun ist der Gesteinsuntergrund, türkisblau das Gletschereis, das heute noch vorhanden ist; in Pink und Lila die rekonstruierte Oberfläche des Gletschers 1940 und 1880. In dem Becken, das durch die Gletscherzunge ausgeschürft wurde, hat sich nach dem Rückzug des Gletschers der See gebildet. Eine Flutwelle kann durch einen Erdrutsch oder einen Abbruch des Gletschers in den See entstehen.

Die Autor:innen der neuen Studie zeigen, dass

  1. das Risiko eines Ausbruchs am Palcacocha-See als „sehr hoch“ einzustufen ist,
  2. die Bildung des Gletschersees auf die Veränderung des Klimas in den Anden zurückzuführen ist, und
  3. diese Klimaänderung auf die Veränderung der Atmosphäre durch den Menschen zurückzuführen ist.

Das wird die Richter:innen am OLG in Hamm interessieren.

*Quelle: Stuart-Smith, R. F. et al. (2021): Increased outburst flood hazard from Lake Palcacocha due to human-induced glacier retreat. Nature Geoscience. Abbildung übersetzt und vereinfacht durch N. Froitzheim. https://www.nature.com/articles/s41561-021-00686-4