Let’s Look at the Science (11) – CO2-QUELLEN UND ABFLÜSSE: WO BLEIBT DER CORONA-KNICK?

mit Prof. Niko Froitzheim

Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre nimmt zu und führt zur Überhitzung des Klimasystems. Wenn wir die Atmosphäre als CO2-Becken betrachten, dann hängt der Pegelstand im Becken von der Stärke der Quellen, aber auch von der Stärke der Abflüsse ab.

Die Grafik* zeigt das für zwei Jahre, 2019 und 2020. Zu- und abgeflossene CO2-Mengen werden als Konzentrationen in ppm (Teile pro Million) dargestellt. 2019 ist CO2 im Wert von 4,6 ppm – die braune Säule links – aus fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl, Gas, Zementproduktion) ausgestoßen worden. Dazu kamen 0,9 ppm aus Landnutzung (hellbraun; vor allem Abholzung). Dem gegenüber standen Abflüsse von 1,5 ppm „ins Land“ (grün) und 1,2 ppm „in die Ozeane“ (blau). Der Land-Abfluss umfasst die Speicherung in zusätzlicher Biomasse (z.B. Bewaldung) und in den Böden. Am Ende stieg die Konzentration in der Luft übers Jahr um 2,5 ppm. Ein Fehlbetrag von 0,2 ppm zeigt Fehler bei der Abschätzung an.

2020 wurden „wegen Corona“ nur 4,3 statt 4,6 ppm fossiles CO2 ausgestoßen. Die Konzentration in der Atmosphäre nahm aber trotzdem um den gleichen Betrag zu wie 2019: etwa 2,5 ppm. Warum gab es keinen Corona-Knick in der Konzentrationszunahme? Der Grund ist unter anderem eine Schwächung des Landabflusses (1,3 statt 1,5 ppm).

Die gute Nachricht: Wenn wir die Emissionen auf Null senken würden, bevor das Klimasystem kippt (!), blieben die Abflüsse dennoch zunächst bestehen: Der CO2-Gehalt der Luft würde sinken und der Treibhauseffekt abgeschwächt. Die globale Erhitzung würde bald enden, wie Stefan Rahmstorf im SPIEGEL erklärt hat („Die Gefahr alarmistischer Klimaschlagzeilen“, 11.01.2021) Aber: Wir haben keine Zeit zu verlieren.

*Quelle: Global carbon project; Übersetzung N. Froitzheim. https://folk.universitetetioslo.no/roberan/GCB2020.shtml