Let’s Look at the Science (9) – WIE DIE MEERE DIE KLIMAKATASTROPHE VERZÖGERN

mit Prof. Niko Froitzheim

Wenn im Sommer in Berlin oder München die Hitze steht, ist es an der Küste schön frisch. Der Grund ist die höhere Wärmekapazität des Wassers im Vergleich zur Luft. Das Meer erwärmt sich nach dem Winter viel langsamer als die Luft.

Ähnlich ist es bei der Klimakatastrophe, dem finalen Supersommer sozusagen. Der Mensch hat durch die Emission von Treibhausgasen den Wärmehaushalt des Erdsystems gestört (genau gesagt, nicht „der Mensch“, sondern die Reichen in den Industrieländern, siehe Folge 7). Die Atmosphäre erwärmt sich dabei schneller als die Ozeane. In ihren Tiefen liegen noch Wassermassen, die von der Erderwärmung noch kaum etwas mitbekommen haben.

Die Grafik* zeigt oben die Abweichung der Oberflächentemperaturen 2020 von den Durchschnitten 1951 bis 1980. Fast überall auf den Kontinenten war es 2020 heißer als im Vergleichszeitraum (gelb und braun). Nur in den Ozeanen gibt es Bereiche, wo es kühler war (hellblau), z.B. westlich von Südamerika, wo zur Zeit durch La Niña kühles Tiefenwasser aufströmt. Die Kurven zeigen die Erwärmung der Oberflächentemperatur seit 1850 am Festland (rote Kurve) und in den Ozeanen (blaue Kurve). Die Entwicklung auf dem Festland hat viel stärker auf die Störung des Energiehaushalts reagiert. Am Festland war 2020 das heißeste Jahr seit Messbeginn, 2 °C wärmer als 1850-1900. Ohne die kühlende Wirkung der Ozeane würde schon alles in Trümmern liegen. Sie geben uns noch einen kleinen Aufschub.

*Quelle: Berkeley Earth global temperature report for 2020: http://berkeleyearth.org/global-temperature-report-for-2020/