mit Prof. Niko Froitzheim
Man kann die Pro-Kopf-CO2-Emission für Länder angeben (wie in Folge 5), man kann sie aber auch für Einkommensgruppen angeben. Die Grafik zeigt die Pro-Kopf-Jahresemission im Jahr 2015 für verschiedene Einkommensgruppen der Weltbevölkerung (basierend auf dem Konsum, das heißt, die mit der Herstellung von Gütern verbundenen Emissionen werden dem Konsumenten in Rechnung gestellt, nicht dem Produzenten). 2015 emittierte das einkommensstärkste Prozent der Weltbevölkerung 74 Tonnen CO2 pro Person (links), die einkommensstärksten zehn Prozent immerhin 23,5 Tonnen. Die mittleren (bezogen aufs Einkommen) vierzig Prozent verursachten den Ausstoß von 5,3 Tonnen pro Person, die einkommensschwächere Hälfte der Weltbevölkerung emittierte durchschnittlich 0,69 Tonnen (rechts).
Das reichste Prozent verursacht also pro Kopf gut hundertmal so viel Emissionen wie die Menschen, die die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung bilden. Wie schafft man 74 Tonnen CO2 pro Jahr? Zum Beispiel sind das 17 Flüge Frankfurt-Sydney (nur der reine CO2-Ausstoß, ohne Berücksichtigung der erhöhten Klimawirkung beim Fliegen). Die blaue Linie zeigt die Zielmarke für 2030 zum Einhalten des 1,5 °C-Ziels: 2,1 Tonne pro Person der Weltbevölkerung. Dafür müsste das reichste Prozent seine Emissionen auf ein Dreißigstel verringern; die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung könnte ihre Emissionen von 2015 aber noch verdreifachen.
Wir sollten die Dinge öfter mal aus diesem Blickwinkel betrachten. Es ist jedenfalls verhängnisvoll, wenn die politische Führung eines Landes in den Händen von Reichen liegt.
Quellen: Die Daten stammen aus Kartha et al. (2020), die Grafik aus dem Emissions Gap Report 2020 des UN Environment Programme*, die Schriften auf der Grafik habe ich ins Deutsche übersetzt.
*https://www.sei.org/publications/the-carbon-inequality-era
**https://www.unenvironment.org/emissions-gap-report-2020